Weltreise-Blog #4
Sieben Wochen sind wir schon unterwegs, wie schnell ist die Zeit bitte umgegangen? Es kommt mir vor, als wären wir gerade mal drei Wochen unterwegs, und doch haben wir so viel erlebt, dass es keinesfalls drei Wochen gewesen sein können. Wir haben Vulkane gesehen, weite Pazifikstrände genossen, sind gewandert, mit lokalen Bussen kreuz und quer durch zwei Länder gefahren und haben viele inspirierende Menschen getroffen.
Neben den ganzen tollen Erlebnissen und Tagen frage ich mich nun aber „Was habe ich in den ersten 7 Wochen Weltreise in Mittelamerika gelernt?“
#1 Spanisch
Und zwar nicht nur „Hallo, ich heiße Leonie und komme aus Deutschland“… Ich merke, dass doch mehr aus der Schulzeit hängen geblieben ist, als ich dachte! Und dennoch ist es mir anfangs sehr schwer gefallen, zu sprechen, da muss man sich erst einmal dran gewöhnen. Über ein bisschen Smalltalk gehen meine Kenntnisse oft leider nicht hinaus (was ich sehr bedauere), aber es reicht, um uns halbwegs souverän durch Costa Rica und Nicaragua zu manövrieren.. 🙂
#2 Ein Schritt nach dem Anderen
Klar, den Spruch kennt man – aber wir haben es jetzt wirklich erlebt. Vor unserem Abflug nach San José sind uns so viele Fragen durch den Kopf gegangen, z. B. „Schaffen wir das mit den ganzen Bussen?“, „Können die Leute vor Ort wirklich fast nur spanisch, wie sollen wir uns da verständigen?“, „Wie läuft das mit dem Grenzübergang nach Nicaragua ab?“, „Einmal um die Welt, ist die Nummer nicht ein bisschen zu groß für uns?“, „Kommen wir mit unserem Budget aus?“ und so weiter, und so fort.
Die beruhigende Klarheit stellte sich schnell ein – das muss man alles noch gar nicht vorab wissen. Wenn es so weit ist, erfährt man es schon. Irgendwie kommt man immer dort an, wo man hin will. Nicht vor der Gesamtaufgabe kapitulieren, schön einen Schritt nach dem Anderen machen.
#3 Fremden Menschen vertrauen
Und dann auch noch in Mittelamerika???? JA!! Nicht naiv, aber erst einmal davon ausgehen, dass man uns helfen will. Die Locals hier waren sehr hilfsbereit, ob es Busfahrer waren, Leute die wir auf der Straße nach dem Weg gefragt haben oder die neben uns im Bus saßen.
Ein Beispiel: Wir mussten von Uvita nach Puntarenas ein mal umsteigen und man hatte uns auch gesagt, in welchem Ort. Der Busfahrer rief uns irgendwann zu sich, dass wir hier am besten aussteigen und auf den Bus warten. „Hier“ war in dem Falle eine Autobahnraststätte 20 Minuten vor dem Ort, in den wir sollten. „Ok, der wird’s wohl wissen, dann machen wir das mal, warum sollte er uns auch falsche Informationen geben?!“ Gesagt, getan, saßen wir über eine Stunde mitten im Nirgendwo an einer Autobahn ohne Internet und ohne Plan. Aber wir haben darauf vertraut, dass der Busfahrer uns die richtige Auskunft gegeben hat. Und so war es auch. Der nächste Bus kam, hat angehalten und uns nach Puntarenas gefahren.
#4 Roller fahren
Konnten wir beide vor der Weltreise noch nicht. Die verträumte Insel Ometepe im Nicaraguasee war die perfekte Übungsstrecke. Auch hier wieder mussten wir den Locals vertrauen. Ich sagte dem Verleiher „Primera Vez“ („erstes Mal“) er wies mich an, mich zu ihm auf den Roller zu setzen und wir fuhren zu zweit los. Fünf Minuten später standen wir auf einer Wiese (auf der auch 3 Pferde standen) und ich hatte eine kleine Fahrstunde. 🙂 Tim hatte sich schon gefragt, wo der Kerl denn mit mir hingefahren ist, ihm wurde nur einmal alles erklärt, das war’s.. Naja, ich schweife ab, zurück zum Roller fahren.
Es ging also direkt los und wir stellten schnell fest, dass es 1. gar nicht so schwer ist und 2. richtig viel Spaß macht! Die Straßen auf Ometepe sind aber auch so leer, dass es keinen Grund zur Sorge gibt. Auf Ometepe gibt es keine Ampeln, höchstens auf Kühe, Pferde, Hühner und Hunde sollte man acht geben. Trotzdem sind wir ziemlich vorsichtig gefahren, weil wir einige Reisende mit blauen Flecken und Schürfwunden gesehen haben…
#5 Manchmal ist es auch besser, nicht alles vorher zu wissen
Und auch, wenn Ometepe ein guter Einstiegsort für unser Roller-Abenteuer war, kam es doch recht unvorbereitet. Das war auch gut so, denn sonst hätte ich mir wahrscheinlich den Kopf zerbrochen, ob ich das denn schaffe. Als unser Vermieter meinte „so, dann kriegt ihr jetzt die Roller“, dachte ich erst „Was, jetzt? Darauf bin ich gar nicht vorbereitet!“. Aber es war gut, dass wir ins kalte Wasser geworfen wurden. Und auch, wenn die meisten Straßen gut gepflastert waren, gab es doch die ein oder andere Schotterpiste mit Schlaglöchern. Da mussten wir dann eben durch und haben es auch gut gemeistert, nachher waren wir stolz auf uns.
#6 Mau Mau
Konnte ich noch nicht, ist das zu glauben? Aber es ist ja wirklich kinderleicht. 😉 Tim und ich zählen nach jeder Runde brav Punkte, mal sehen, wie der Endstand am Ende unserer Weltreise ist.
#7 Ängste ablegen
Zugegeben, in einiger Hinsicht muss ich noch üben (Stichwort: Angst vor Spinnen), aber ich werde besser! Eigentlich würde ich mich nicht als „ängstlich“ bezeichnen (wer macht das auch schon gerne?), aber in Bezug auf die Weltreise gab es schon die ein oder andere Gedankenspirale, in die ich mich hineingesteigert habe: Vulkanausbrüche, Tsunamis, Überfälle, Unfälle etc…
Es ist aber wirklich nicht nötig, vor einer Weltreise Angst zu haben. In anderen Teilen der Welt leben Menschen wie du und ich, mit den gleichen Bedürfnissen und Gedanken. Sie gehen zur Arbeit, treffen Freunde, feiern Feste und haben ihren Alltag und ihre Sorgen. Und es ist doch immer das, was man nicht kennt, was einem Angst macht?? Und natürlich können einem schlimme Sachen passieren, das kann aber genau so gut zuhause passieren.. Was nützt es auch, sich über Eventualitäten den Kopf zu zerbrechen, die zu 99,9% nicht eintreten werden. Wenn etwas passiert, wird man schon damit umgehen können, bzw. müssen.
#8 Ich brauche noch weniger, als ich dachte
Und mit noch weniger meine ich „noch“ weniger!!! Ich bin mit einem 11kg-Rucksack auf dem Rücken gestartet und habe nach drei Wochen erst mal aussortiert (gut, 2 T-Shirts habe ich auch neu gekauft). Wir leben in Mittelamerika mit einem Budget von 30€ pro Person pro Tag und oft haben wir dieses Budget nicht ausgeschöpft. Das lässt sich so natürlich nicht auf den Alltag zuhause übertragen, das weiß ich. Aber hier funktioniert es wirklich ganz wunderbar. Haferflocken & Banane, Nudeln mit Tomatensauce und das gleiche T-shirt 3 Tage hintereinander tragen? Auf Weltreise kein Problem. Und in den 7 Wochen Mittelamerika hat es uns trotzdem an nichts gefehlt.
#9 im Moment zu leben
Und zwar so richtig. Manchmal sagen wir mittags „Nee, lass‘ uns den morgigen Tag mal heute Abend planen. Jetzt ist erstmal heute dran“. In einer Welt, in der oft Wochen und Monate vorab Termine ausgemacht werden und Kalender aus allen Nähten platzen, ist es für uns eine ziemliche Umstellung gewesen, spontaner zu leben. Aber jeder Tag ist es wert, genossen zu werden! Und ihn nicht schon damit zu verbringen, den morgigen zu planen. Den genießt man dann ja auch nicht, weil man schon wieder gedanklich beim nächsten Tag ist…. Und so weiter… Das ist doch schade!
#10 Die Entscheidung zur Weltreise war absolut richtig
Überrascht? Ich auch nicht.
Aber wenn ich nun schon unsere ersten 7 Wochen Weltreise in Mittelamerika evaluiere, darf dieses Thema natürlich nicht fehlen. Wir sind schon jetzt in so vielen Situationen über uns selbst hinaus gewachsen, haben wahnsinnig viel gelernt und genießen unser derzeitiges Leben zu 100%. Es ist einfach toll, dass das, worauf wir über ein Jahr hingearbeitet haben, nun Wirklichkeit ist. Wir verlassen Mittelamerika nun in Richtung USA und die Vorfreude auf die kommenden Wochen ist einfach riesig ebenso wie das Bewusstsein, dass es jetzt weiter geht, und nicht nach Hause. Wir sind sehr dankbar, diesen Traum leben zu dürfen und freuen uns jeden Tag darüber.
Wie geht es jetzt weiter?
Wie gesagt, geht es nun weiter in die USA: Wir fliegen morgen von San José über Mexiko City nach San Francisco, wo unser nächstes Abenteuer auf uns wartet. San Francisco wird bereits ein Highlight, ganz zu schweigen von den anderen Städten und den Nationalparks, die wir sehen werden. Wir sind sehr gespannt und freuen uns auf die Flexibilität, die ein paar Wochen mit einem eigenen Van mit sich bringen.
Dieser Blog macht doch Mut, in ferne Lande zu ziehen und auf die eigenen Fähigkeiten zu vertrauen. Bin sehr gespannt, welche Erkenntnisse die USA bringen.
Dankeschön, das freut mich sehr! Liebe Grüße 🙂