Ometepe - Sehnsuchtsziel im Nicaraguasee
Monatelang habe ich mich darauf gefreut, nach Ometepe zu kommen – einer Vulkaninsel im Nicaraguasee. „Ometepe“ bedeutet „zwei Berge“ in der Sprache der indigenen Bevölkerung, der Nahuatl. Auf Ometepe leben schätzungsweise 30.000 Menschen und ein Großteil stammt von der indigenen Bevölkerung ab, die Ometepe bereits seit vielen Jahrhunderten bevölkert. Das Inselpanorama ist geprägt von den Vulkanen Concepción (1.610 Meter hoch, letzter großer Ausbruch 2010) und Maderas (1.394 Meter hoch, letzter Ausbruch unbekannt), die durch eine Landzunge verbunden werden. Die Insel ist eingebettet in den Nicaraguasee, den größten Binnensee Mittelamerikas und ist mit 270 km² die größte Vulkaninsel in einem Süßwassersee weltweit.
Von einer Reisenden, die wir in Rivas trafen, wurden wir beneidet, als wir die Zeit auf Ometepe noch vor uns hatten. „I’ve been there for four days and absolutely loved it. It’s a magical place“. Das hatten wir schon oft gehört und gelesen und uns auf die Tage auf der Insel sehr gefreut. Ich habe aber auch gedacht „nicht, dass wir durch die ganzen Lobgesänge so hohe Erwartungen haben, dass es uns nicht so gut gefällt?“. Es war nicht so. Wir waren keine Stunde auf der Insel, ausgestattet mit zwei Rollern, da haben wir die Begeisterung für Ometepe verstanden.
Endlich angekommen auf Ometepe
Es ist heiß, tagsüber mindestens 30 Grad, entsprechend trocken ist die Landschaft. Ein stetiger Wind weht von der Seeseite auf Ometepe, sodass die Temperaturen gut auszuhalten sind. Zwischen den Palmen, bunten Blumen und kleinen Häusern ragt, je nachdem, wo man sich gerade befindet, ein Vulkan hervor. Der in einer perfekten Kegelform anzusehende Vulkan Concepción ist der nördliche, weiter im Süden ragt der Vulkan Maderas aus der grünen Landschaft hervor.
Das schönste aber an unserem Aufenthalt auf Ometepe ist unsere Unterkunft. Wir hatten uns schöne Sonnenuntergänge gewünscht und uns daher für eine Unterkunft an der Westseite der Insel, direkt am See, entschieden. „La Casa del Artista“ klang außerdem vielversprechend. Der „Artista“, wie sich herausstellte, ist José Abel Vargas López. Er hat internationale Anerkennung für seine Werke erhalten, die die indigene Bevölkerung und die Landschaft Nicaraguas beschreiben. Abel kommt gebürtig aus Nicaraguas Hauptstadt Managua und lebt seit vielen Jahren auf Ometepe. Gemeinsam mit seiner Frau Lucy lebt er in diesem Haus, in dem zwei Zimmer an Reisende vermietet werden. Was ein Glücksgriff! Die Wände sind mit bunten Malereien verziert, die wunderschön sind, nachdenklich machen und auch eine Prise Humor haben.
Eintauchen in eine neue Welt
Abel gab uns voller Stolz ein Buch in die Hand, dessen Buchcover er gemalt hat: „Paradies mit Widerhaken – Ometepe – Nicaragua“. Geschrieben von Monika und Michael Höhn aus Deutschland, die sich nach ihrem ersten Besuch auf Ometepe 1993 in der Entwicklungszusammenarbeit für Nicaragua engagierten und in diesem Buch auf 25 Jahre Zusammenarbeit zurückblicken. Das Buch ist ein Glücksgriff für uns, da es, auf deutsch und auf spanisch geschrieben, uns die Kultur Ometepes auf eine eindrucksvolle Weise nahebringt. Besonders inspirierend fand ich den Ansatz, von Entwicklungszusammenarbeit, und nicht Entwicklungshilfe zu sprechen. Hilfe zur Selbsthilfe, die lokale Bevölkerung fördern und so die gesellschaftliche Weiterentwicklung zu unterstützen, ohne Abhängigkeiten zu schaffen. Wie oft haben wir hier bedauert, nicht besser spanisch zu können… Aber dieses Buch ermöglichte uns vor Ort einen Einblick in das Leben, die Kultur und die Geschichte von Ometepe.
Mich machte es sehr demütig. Unser Leben, unsere Städte, unsere Infrastruktur – all das nehmen wir so nebenbei als selbstverständlich hin. Ein Beispiel aus dem Buch: Für die Menschen hier ist es noch vor wenigen Jahren ein Novum gewesen, ein Haus aus Stein zu haben. Die meisten Häuser waren aus Holz und Lehm erbaut, was Krankheiten fördert. Darüber hat sich unsere Generation in Deutschland nie Gedanken machen müssen. Und Häuser aus Holz mit Wellblechdächern sieht man hier, wie auch in Costa Rica und viiiielen anderen Teilen der Welt, sehr viele. Es ist ein Privileg, das wir haben, unser Leben so zu leben, wie wir es aus Deutschland gewohnt sind. Das wissen wir eigentlich alle – aber es wirklich zu erleben, ist noch mal etwas anderes.
Highlights auf Ometepe
Zurück zur Insel Ometepe – was erwartet uns hier? Natur, Natur, Natur. Zwei Vulkane, an deren Hängen man die erkalteten Lavaströme sehen kann, die mittlerweile aber grün bewaldet sind. Leuchtend blaue Morpho-Schmetterlinge, Brüllaffen, Papageien und viele weitere bunte Vögel bevölkern die Lüfte und Bäume und erzeugen gemeinsam mit dem Wellenrauschen des Nicaraguasees ein einzigartiges Konzert. Und dann die Sonnenuntergänge – rot, orange, gelb, rosa in allen Nuancen. Minütlich verändert sich der Himmel über dem See und dann ziehen auch noch ein paar Vögel durch das Bild. Es ist fast zu schön, um wahr zu sein.
In den nächsten Tagen folgt ein weiterer Beitrag mit unseren Top-Aktivitäten, die dich auf Ometepe erwarten. Unser persönliches Highlight auf Ometepe war die Wanderung zum 60 Meter hohen San Ramón Wasserfall am Hang des Vulkans Maderas.
Warst du auch schon auf Ometepe und wenn ja, welche Erfahrungen hast du hier gemacht? Lass‘ mir gerne einen Kommentar da!