In Bolivien haben wir einige Tage im Amazonas verbracht, und auf den Bericht der folgenden Tage freue ich mich ganz besonders. Er bildet das perfekte Ende von sechs ereignisreichen Wochen in Südamerika und meiner Backpacking Reise durch Bolivien. In unberührter Natur, mit Krokodilen, pinken Delfinen, zahlreichen Vögeln und vielem mehr habe ich das authentische Leben der Bolivianer im Amazonas Regenwald kennen gelernt. Mitten im Nirgendwo, als einzige Touristen der Stadt, haben wir einige wunderbare Tage im bolivianischen Amazonas, im „Chuchini Amazon Wildlife & Eco Reserve“ verbracht und wir bei Efrem, seiner Frau Miriam (eine eingewanderte Schweizerin) und ihren Kindern gelebt.
Warum der bolivianische Amazonas?
Bolivien verfügt über zahlreiche, ungerührte Nationalparks, die sicher alle einen Besuch wert sind. Da das Land weniger touristisch als seine Nachbarländer ist, haben wir uns für den bolivianischen Amazonas-Arm entschieden. Sicher ist der peruanische Amazonas auch wunderschön, vom brasilianischen ganz zu schweigen. Die Gegend rund um Trinidad ist aber so wenig touristisch, dass wir die ganze Lodge für uns hatten, als einzige Touristen. So wurde der Aufenthalt zu einem einzigartigen Erlebnis.
Morgens wurden wir aus dem uns umgebenden Dschungel mit uns fremden Lauten geweckt. Wir erfuhren dann, dass es sich um Brüllaffen handelt. Worte können nicht beschreiben, wie beeindruckend und schön es ist, morgens von der Natur geweckt zu werden und die fremden Laute aufzunehmen.
Wo liegt Chuchini?
Die Amazon Wildlife Eco-Lodge Chuchini liegt im bolivianischen Amazonas und gehört zum Ort „Loma Suarez. Dieser befindet sich im Einzugsgebiet von Trinidad.
Chuchini ist eine Eco-Lodge, was bedeutet, dass es Strom nur ca. zwei Stunden am Abend gibt und es kommt auf den Tisch, was gerade vorrätig ist. Dazu kann ich aber sagen: es war immer sehr lecker, mit lokalen Früchten, Reis und Kartoffeln. Chuchini ist an einem bolivianischen Amazonas-Arm gelegen mit direktem Zugang zum Regenwald und wunderschönem Blick auf eine Lagune. Spoiler: In der Lagune leben nach eigenen Aussagen ca. 800 Krokodile… Dazu später mehr.
Hier gibt es außerdem eine Auffang-Station für verletzte Vögel, so haben wir die Gelegenheit gehabt, Tukane und Aras aus nächster Nähe zu sehen. Die aufgepäppelten und dann wieder frei gelassenen Vögel kommen regelmäßig zurück.
Was man in Chuchini im bolivianischen Amazonas erlebt
Natürlich steht bei dem Besuch des Amazonas-Gebiets in Bolivien das Naturerlebnis im Vordergrund. Auf unserer Backpacking-Reise durch Bolivien, haben wir zunächst an den Salar de Uyuni und die unwirkliche Berglandschaft bis zur Atacama-Wüste gedacht, nicht aber an den Amazonas. Dass es einen großen, touristisch und wirtschaftlich unberührten Teil des Amazonasbeckens in Bolivien gibt, wusste ich vor meiner Reise in den schönen Andenstaat nicht. Aber man reist ja bekanntlich, um sich zu bilden, oder? 😉
Regenwald-Wanderung im bolivianischen Chuchini
Zunächst haben wir den umliegenden Regenwald bei einem Rundgang kennen gelernt. Wir wollten eigentlich reiten, allerdings waren die Pferde weg. „Die sind manchmal ein paar Tage weg, die tauchen schon wieder auf.“….
Auf unserer kleinen Wanderung haben wir unzählige Tiere gehört, sogar Fußspuren eines Jaguars gesehen. Wir waren in der Trockenzeit (Oktober) in Chuchini, man konnte an den Bäumen sehen, wie hoch das Wasser in der Regenzeit steht.
Beim Blick nach oben konnten wir einen Brüllaffen sehen, mehr Tiere haben wir leider nicht erspäht. An einer kleinen Lagune haben uns lediglich zwei Krokodilaugen beobachtet…
Bootsfahrt auf dem Amazonas
Eine wunderbare Erinnerung an meine Zeit in Chuchini Amazonas ist die Bootsfahrt auf dem Amazonas. Mit einem kleinen Boot auf dem breiten Fluss zu fahren, die unberührte Natur zu beobachten und die Gedanken fliegen zu lassen, ist etwas ganz besonderes. Wir haben viele Schildkröten, Reiher, und andere Vögel gesehen. Highlight waren heute die pinken Amazonas-Delfine, diese sind allerdings nur schwer zu fotografieren. Kaum waren sie aufgetaucht und ich hatte die Kamera in Position, waren sie schon wieder weg.
Wasserski, Angeln und Ziplining
Der folgende Tag war voll und ganz dem Wasser gewidmet. In der Lagune (ja, die, in der 800 Krokodile leben) sind wir nämlich Wasserski gefahren. Ein Holzbrett, mit einem Seil an ein kleines Motorboot gebunden, und los. Ich habe es zwar ausprobiert, aber mit dem Wissen um die Krokodile im Wasser bin ich nach dem ersten Versuch panisch wieder ins Boot zurück geklettert.
Angeln in Chuchini
Nach dieser, doch recht kurzen Runde Wasserski sind wir zu den Fischbecken der Lodge, um unser Mittagessen zu fischen. Das hat mir schon besser gefallen. Wie man auf dem Bild sieht, war mir auch das nicht so ganz geheuer. Die Fische sind doch ganz schön groß und haben gefühlt riesige Zähne.. 🙂
Der Fisch war aber sehr lecker und schmeckt natürlich noch besser, wenn man ihn selbst gefangen hat!
Adrenalin-Junkies können mit einer selbst gebauten Zipline einmal über die Lagune schweben. Dafür geht es zunächst auf einen kleinen Turm und von dort mit einem gewagten Sprung auf über die Lagune fliegen. Tolle Ausblicke sind hier garantiert! Für die Angsthasen: Du kannst dich auch fest binden lassen. Mit deutschen Sicherheitsstandards ist das Ziplining aber nicht unbedingt vereinbar. 🙂
Die Sache mit den Krokodilen...
In Chuchini wird das hautnahe Amazonas-Erlebnis in Bolivien sehr ernst genommen.. 🙂 Als es dunkel wurde, sind wir erneut mit dem Motorboot und einer großen Taschenlampe auf die Lagune gefahren. Da Krokodile nachtaktiv sind, sieht man tagsüber nur ab und an einen Kopf auftauchen. Nachts gehen die großen Tiere aber auch an Land. Mit der Taschenlampe hat Efrem über das Wasser und ans Ufer geleuchtet und zahlreiche reflektierende Augen starrten uns an. Wir konnten im Lichtkegel einige Krokodile sehen, ich fand das ziemlich unheimlich, denn schließlich sind wir den riesigen, wilden Tieren sehr nahe gekommen.
Wir sollten sie aber noch näher kennen lernen. Mit dem Hinweis „Die haben noch nie gebissen, wir machen das schon immer so!“ hat Efrem zwei Krokodile gefangen und ins Boot gebracht. Das erste war vielleicht 40 cm groß und hat sich lautstark beschwert. Als ein Grummeln aus dem Wasser zu vernehmen war, sagte Efrem „Ah, da ist die Mutter. Sie reagiert auf die Rufe des Kleinen.“ Schnell hat er das kleine Krokodil zurück ins Wasser gelassen.
Das zweite Krokodil, dass er dann fing, war deutlich größer. Er schätzte es auf ca. 4 Monate ein, es war bestimmt einen Meter lang. Es wurde kurzerhand auf den Rücken gedreht, und am Bauch gestreichelt, „das beruhigt die Tiere“. So konnte uns die Anatomie der Tiere erklärt werden und wir „durften“ es auch mal für’s Foto halten. Ich musste mich wirklich zwingen, zu lächeln und war froh, als auch das zweite Tier wieder im dunklen Wasser verschwunden war.
Abenteuer pur, das kann ich dir sagen!
Warum ich heute keine Krokodile mehr halten würde
Nachtrag 2022: Wenn ich diesen Teil meines Berichts lese, gruselt es mich sehr. Es handelt sich hier schließlich um wilde, gefährliche Tiere. Und auch, wenn es bisher immer gut gegangen ist, kann ein gestresstes oder verängstigtes Krokodil dir in Null komma Nichts die Hand abbeißen. Und was machst du dann, mitten im bolivianischen Amazonas, fernab der Zivilisation?
Und außerdem: Wer gibt mir das Recht, für ein „lustiges“ Urlaubsfoto ein Tier aus seinem natürlichen Lebensraum zu nehmen und es einem derartigen Stress auszusetzen? Wir Menschen tragen Verantwortung für das, was wir tun. Und auch wenn ich es richtig und wichtig finde, die Welt mit all ihren Facetten kennenzulernen, gibt es meiner Meinung nach Grenzen. Ob Elefantenreiten in Thailand, Tauchen mit angefütterten Walhaien in Australien oder den Philippinen oder eben eine Krokodil-Erfahrung wie diese hier in Bolivien – diese Form von Tourismus sollte eigentlich verboten sein.
Trinidad im bolivianischen Amazonas
Am dritten Tag sind wir in Trinidad auf dem Markt und im Naturkunde-Museum gewesen. Dort haben wir tolle Einblicke in die endemische Flora und Fauna gewonnen und viel über den Amazonas-Regenwald gelernt.
Seit ich selber im Amazonas-Regenwald war und gesehen und gehört habe, wie einzigartig und wichtig dieses Gebiet für unsere Erde ist, schockieren mich die aktuellen Nachrichten zur Brandrodung im Amazonas noch mehr. Dieses fragile Ökosystem muss auf jeden Fall geschützt werden.
Auch wir können unseren Teil dazu beitragen, in dem wir Öko-Lodges wie Chuchini besuchen oder spenden.
In Chuchini sind wir wunderbar umsorgt worden und haben noch einmal tiefe Einblicke in die bolivianische Kultur und Natur gewinnen können. Wenn du nach Bolivien reist, kann ich dir die Lodge wärmstens empfehlen! Viele schöne Impressionen findest du auch direkt auf der Chuchini-Homepage!
Hier geht’s zu meiner kompletten Rundreise durch Bolivien.
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