Nachhaltig reisen bedeutet für mich...
Nachhaltigkeit auf Reisen ist ein Thema, das – aus gutem Grund – immer mehr Beachtung findet. Und das ist auch gut so! Bereits vor unserer Weltreise haben wir uns zum Thema Nachhaltigkeit auf Weltreise viele Gedanken gemacht.
Ich habe fast acht Jahre im Tourismus gearbeitet, eine Ausbildung zur Tourismuskauffrau gemacht und Tourismus studiert. Daher weiß ich: Tourismus ist mehr als nur Pauschalreisen nach Mallorca – der Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftszweig sowohl in Deutschland als auch in weltweiten Destinationen. Millionen Menschen auf der ganzen Welt sind vom Tourismus abhängig und die Frage ist daher nicht, ob wir reisen. Die Frage ist, WIE wir reisen. Und dazu können wir alle einen Beitrag leisten.
Nun, nach etwa sieben Monaten auf Weltreise, haben wir viele neue Denkanstöße und Eindrücke gesammelt und sprechen fast täglich über das Thema Nachhaltigkeit auf Reisen. Dieser Beitrag soll nicht mit erhobenem Finger mahnen, sondern unsere Denkanstöße weitergeben, damit wir alle schon mit kleinen Handlungen etwas bewegen können.
Aus diesem Grund habe ich in diesem Blogbeitrag zehn einfach umzusetzende Tipps gesammelt, die du leicht in deinen Reisealltag integrieren kannst.
#1 Wahl des Transportmittels
Ohne Flugzeug ist es schwierig bis unmöglich, in ferne Länder zu reisen, das ist klar. Aber besonders auf kurze Inlandsflüge kann man verzichten. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln wie Bus oder Zug zu reisen, dauert vielleicht ein paar Stunden länger, dafür werden Umwelt und Geldbeutel geschont und du tauchst in das Leben der Locals ein.
Wenn du nicht viel Zeit verlieren willst, kannst du in vielen Ländern auf Shuttle-Fahrten zurückgreifen, die etwas teurer, dafür aber auch wesentlich schneller sind.
#2 Müll sammeln
Wir haben mittlerweile bei fast jedem Strandbesuch eine Plastiktüte dabei und sammeln Müll. Es macht mich traurig, zu sehen, wie viel Müll in den Weltmeeren schwimmt und das Ökosystem für immer verändert.
Natürlich wäre es besser, wenn die Leute ihren Müll einfach mitnehmen würden, aber in dieser Welt leben wir nun mal nicht. Es handelt sich aber oft auch um vom Meer angespülten Müll, für den sich niemand verantwortlich fühlt.
Wenn du Müll am Strand sammelst oder aus dem Meer fischst, nimm‘ ihn bitte auch mit und wirf ihn in eine richtige Mülltonne. Manchmal muss man ein bisschen suchen, aber sonst ist der Aufwand umsonst.
#3 Zoos/Sanctuarys/Tier“attraktionen“ meiden
Dieses Thema liegt mir besonders am Herzen, da Tiere nunmal nicht frei entscheiden können, ob sie in den Tourismus involviert werden oder nicht. Sie werden gefangen gehalten oder in freier Natur angefüttert und das natürliche Ökosystem gerät ins Wanken.
Das offensichtlichste sind natürlich Zoos, in denen Tiere in kleinen, artungerechten Gehegen gehalten werden. Es gibt sicherlich Tiere, die das besser vertragen, als andere, da sie z. B. weniger Auslauf und Bewegung brauchen. Aber Bären, Tiger, Löwen, Geparden etc. gehören meiner Meinung nach in die freie Wildbahn und ich möchte mit meinem Geld nicht ihre Gefangenschaft unterstützen.
Schlimmer sind allerdings Tier“Attraktionen“ bei denen die Tiere Tag für Tag arbeiten müssen, wie zum Beispiel das sehr umstrittene Elefantenreiten in Thailand. Wir haben mit einigen Locals gesprochen, die uns erzählt haben, dass zwar ein Umdenken stattfindet und immer mehr Elefantenreiten verboten wird, aber ethisch vertretbar sind trotzdem lange nicht alle „Elephant Sanctuarys“.
Wir haben zwei solcher Sanctuarys in Krabi gesehen, in denen die Elefanten direkt neben einer vielbefahrenen Straße in kleinen Gehegen gehalten wurden. Das hat absolut nichts mit dem ethisch vertretbaren Tourismus zu tun, mit dem sie werben!
Auch in freier Wildbahn gibt es Touren, die man hinterfragen sollte: Ob schwimmen mit angefütterten Walhaien auf den Philippinen, Mantarochen auf Bali oder Krokodiltouren in Australien – solche Ausflüge sind zwar reizvoll, schaden den Tieren aber enorm.
#stopanimalselfies
Selbst in Costa Rica, im Mekka für Öko-Tourismus, haben wir gehört, dass „Sanctuarys“, also eigentlich Auffangstationen für verletzte Tiere, teilweise Tiere aus der freien Wildbahn nehmen, damit sie den Touristen genug Tiere präsentieren können.
Daher gibt es in Costa Rica die Initiative#stopanimalselfies, die an die Eigenverantwortung der Reisenden appelliert. Man muss keinen Affen oder Koala-Bären auf dem Arm halten oder ein Selfie mit einem echten Faultier machen. Viel schöner und authentischer ist es doch ohnehin, die Tiere in freier Wildbahn in ihrem natürlichen Lebensraum zu sehen.
#4 Wahl der Shops / Geschäfte & Restaurants
In Deutschland wurde während der Corona-Zeit häufig mit dem Hashtag #supportyourlocal geworben und das gilt natürlich auch auf Reisen! Wir gehen am liebsten in den Restaurants essen, in denen es lokales Essen gibt und viele Locals essen gehen. Nicht nur ein gutes Zeichen für leckeres Essen – dein Geld kommt bei den Locals und nicht bei irgendwelchen internationalen Restaurantketten an. Plus: In der Regel schont es ordentlich die Reisekasse.
#5 In der Nebensaison reisen
In der Nebensaison zu reisen ist nicht nur ein guter nachhaltiger Aspekt, sondern freut auch die Reisekasse! Aber was ist daran nachhaltig? Bei dem Thema Nachhaltigkeit geht es ja nicht nur um die ökologische Nachhaltigkeit, sondern auch um ökonomische und soziale Aspekte. Wer in der Nebensaison reist, sorgt dafür, dass die Einheimischen auch in buchungsschwachen Zeiten Einnahmen haben und hilft so der lokalen Wirtschaft.
Und Nebensaison bedeutet nicht unbedingt dauerhaft schlechtes Wetter – wir waren in der Regenzeit in Thailand und hatten neben einigen komplett verregneten Tagen auch viele Tage, an denen wir mindestens einen halben Tag bei gutem Wetter Ausflüge unternehmen konnten.
#6 Direkt bei Unterkünften buchen
Besonders für inhabergeführte Unterkünfte ist es gold wert, wenn sie keine teuren Provisionen an Booking.com etc. zahlen müssen. Wenn du direkt bei den Hotels/Gasthäusern buchst, z.B. per E-Mail, bleibt das Geld für die Hotelübernachtung bei ihnen und du unterstützt wirklich die lokale Wirtschaft.
Die Auswahl der Unterkunft ist außerdem wichtig, wenn du Wert auf Nachhaltigkeit auf Reisen legst: Buchst du ein Zimmer in einer (internationalen) Hotelkette, wird die lokale Wirtschaft kaum etwas von deinem Geld erhalten. Manchmal weiß man natürlich nicht, ob hinter einem kleinen Hotel nicht ausländische Investoren stehen, aber wir wollen ja nach bestem Wissen und Gewissen handeln, alles richtig machen kann man sowieso nicht.
Wenn du kleinere, von Locals geführte Unterkünfte, Homestays oder Airbnbs buchst, kannst du außerdem viel besser mit den Besitzern in Kontakt kommen und Einblicke in die lokale Kultur erhalten.
Bei booking gibt es übrigens auch „nachhaltige Unterkünfte“ als Auswahlkategorie und nach jeder Buchung kann man anschließend an die Bewertung des Hotels noch eine eigene Bewertung hinsichtlich nachhaltiger Kriterien (Nachfüllshampoo, keine Plastikflaschen etc.) ausfüllen.
#7 Wahl des Reise- oder Ausflugsziels
Auch die Wahl des Reiseziels spielt eine Rolle: Vermeide Regionen, die ohnehin von Massentourismus geplagt sind und reise dafür an Orte, die weniger bekannt sind. Nur weil sie auf Instagram nicht gehyped werden, heißt es nicht, dass sie weniger schön sind! 😀 Wir haben zum Beispiel Nicaragua bereist und waren begeistert von dem authentischen Flair das wir dort erleben durften, das sucht man in Costa Rica zum Beispiel schon vergebens.
Es muss aber nicht gleich ein weniger untouristisches Reiseland sein – wir haben zum Beispiel auch in Australien auf K’Gari (ehemals Fraser Island) einen Ausflug zum untouristischen Westen gemacht, anstatt die klassischen Touri-Spots im Osten abzuklappern. Oder sind in Indonesien nicht nach Bali gereist, sondern haben die wunderschöne Insel Java erkundet. So entzerren sich Besuchermassen und unterschiedliche Regionen des Landes profitieren vom Tourismus.
Manchmal lässt es sich natürlich nicht vermeiden und touristische Orte haben ja auch so ihre Vorzüge… 🙂 Ein Mittelmaß auf deiner nächsten Reise wäre doch schon mal ein Anfang, oder?
#8 Flüge kompensieren
Flüge kompensieren ist sicherlich ein umstrittenes Thema und ich verstehe jede Person, die Vorbehalte hat, ob es nicht nur darum geht, das eigene Gewissen zu beruhigen und ob das Geld denn überhaupt für ökologische Projekte genutzt wird. Aber es lohnt sich trotzdem, sich dem ökologischem Fußabdruck der eigenen Reise bewusst zu werden. Wir werden nach der Weltreise an ein- zwei Projekte gezielt spenden, die wir unterwegs kennengelernt haben und die uns überzeugt haben.
#9 Einwegplastik vermeiden
Einwegplastik ist besonders außerhalb von Europa ein echtes Problem. Viele Länder haben nicht so ein entwickeltes Müllabfuhr-System wie wir und die Infrastruktur ist mit den schieren Mengen an Müll einfach überfordert. Umso wichtiger ist es, so wenig Müll wie möglich zu produzieren. Wir sagen immer nein zu Plastiktüten, (wenn es sich vermeiden lässt) zu Strohhalmen, Plastiklöffeln etc. Manchmal geht es nicht anders, wenn man im Restaurant ein Getränk bestellt und es wird schon mit Strohhalm an den Tisch geliefert – aber ein bisschen Einfluss hat man eben schon!
#10 Mit den Locals reden, Fragen stellen, Denkanstöße geben
Das ist vielleicht der wichtigste, wenngleich der schwierigste Punkt. Man braucht natürlich eine Verbindung zu Menschen und sie müssen gutes englisch sprechen (oder du die einheimische Sprache), um sich über das Thema Nachhaltigkeit auf Reisen austauschen zu können. Und es ist auch ein Balanceakt, schließlich will man die Leute auch nicht belehren, ihnen eher die Augen öffnen, an welchen Stellen sie mit kleinen Schritten der Umwelt etwas gutes tun können. Zum Beispiel in der Hotel-Lobby einen Wasserspender zum Nachfüllen aufstellen, anstatt jeden Tag Plastikflaschen auf die Zimmer zu liefern. Oder dazu anregen, nachfüllbare Shampoo-Flaschen statt einzelner kleiner Flaschen in der Dusche bereitzustellen. Dass der Strom und vor allem die Klimaanlage automatisch ausgeht, wenn die Hotelgäste ihr Zimmer verlassen, oder oder oder.
Nachhaltigkeit ist ein derart vielschichtiger Bereich, dass es bereits zahlreiche Bücher und Abhandlungen zu dem Thema gibt. Ökologische, ökonomische, soziale und kulturelle Aspekte sind zu beachten und wenn ich mich länger damit befasse, schwirrt mir irgendwann der Kopf. Ich hoffe daher, dass diese einfach anzuwendenden Tipps dir für deinen Reisealltag ein bisschen helfen.
Natürlich gibt es aber noch viiiiiel mehr dazu zu sagen. Du hast noch Ergänzungen, Anmerkungen oder Hinweise zum Thema Nachhaltigkeit auf Reisen? Lass‘ mir gerne einen Kommentar da!