Alles hat ein Ende... Auch eine Weltreise.
287 Tage. 12 Länder. Knapp 75.000 Kilometer.
Lange haben wir uns auf die Weltreise gefreut, über ein Jahr mit der Planung verbracht und waren 9 1/2 Monate unterwegs. Und auf einmal hören wir uns sagen „Nächste Woche sitzen wir schon wieder auf unserer Couch“. Wie schnell die Zeit doch vergeht, war uns schon während der Reise (manchmal schmerzlich) bewusst und auch unsere Lieben Zuhause sagen nun oft „So lange kam es mir dann doch nicht vor“.
Wie fasst man so eine Reise nun zusammen? Nochmal alles chronologisch durchgehen? Die Highlights auflisten? Ein Buch schreiben? Es gäbe so viel zu erzählen und doch wird keine Erzählung zu 100% diesem Jahr gerecht.
Unendlich viele schöne Erinnerungen
Wir blicken zurück auf Marmeladenglasmomente, Bucketlist-Momente, Adrenalinschübe und unendlich viele schöne Augenblicke. Wir haben zwölf verschiedene Länder besucht und sind in unterschiedlichste Kulturen eingetaucht. Haben auf aktiven Vulkanen in Nicaragua gestanden, Faultiere am Strand von Costa Rica gesehen und sind mit einem Camper durch den Westen der USA gereist. Wir sind mit einem Helikopter entlang der einzigartigen Na Pali Coast auf Kauai (Hawaii) geflogen und aus 15.000 Fuß in Neuseeland aus einem Flugzeug gesprungen. Von Neuseeland ging es entlang der Ostküste Australiens von Cairns bis nach Sydney und weiter nach Singapur. Wir haben insgesamt ca. 5 Monate in Südostasien verbracht und dabei Indonesien, Malaysia, Thailand, Kambodscha und Vietnam besucht. Haben uns von Paradiesstränden in Indonesien begeistern lassen und sind durch den Dschungel in Malaysia gewandert, wo wir uns mit Blutegeln in den Socken abfinden mussten. Wir sind im magischen Angkor Wat gewesen und mit Motorrädern durch den hohen Norden Vietnams bis zur chinesischen Grenze gefahren.
Für mich klingt das momentan noch wie eine Auflistung von den Dingen, die wir eben so gesehen haben. In ein paar Wochen oder Monaten wird uns vielleicht so klar, was das für ein außerordentliches Jahr war und was wir wirklich alles erlebt haben! So richtig verinnerlicht haben wir diese ganzen Ereignisse glaube ich noch nicht.
"Wie geht es euch?"
Werden wir oft gefragt und dazu kann ich nur sagen: „Gut!“ 🙂
Nach einer langen Rückreise mit Zwischenlandung in Istanbul sind wir ENDLICH in Köln angekommen und waren einfach unendlich glücklich, unsere Lieben wieder zu sehen.
Außerdem hatten wir in den letzten Wochen vor dem Heimflug schon mit dem Ende der Weltreise abgeschlossen und haben uns auf unser Leben Zuhause gefreut, aber dazu später mehr.
Jetzt sitze ich gerade mit einem dicken Schal, einer Tasse Tee und einer leichten Erkältung in meinem Wohnzimmer und muss ein bisschen schmunzeln, weil dieses Jahr alles so gut gelaufen ist. Unglaublich.
Dankbar und demütig blicken wir auf unsere Weltreise zurück und können gar nicht so richtig glauben, was für ein Glück wir hatten! Keinen Flug verpasst, nichts wurde uns gestohlen, keine Unfälle oder Krankenhausaufenthalte, keine frustrierenden Planänderungen. Es ist im Großen und Ganzen alles so gelaufen, wie wir es uns ausgemalt, bzw. gewünscht haben.
"Welches Land hat euch am besten gefallen?"
Diese Frage bekommen wir sehr oft gestellt und ich verstehe auch, wieso. Wir stellen sie auch oft, wenn wir andere Langzeitreisende treffen, dabei wissen wir, wie schwer es ist, sich festzulegen.
Wir wollten möglichst viele unterschiedliche Kulturen sehen und uns Zeit für die Länder nehmen, das war auch auf jeden Fall die richtige Entscheidung. Schließlich hatte jedes Land Highlights, tolle Begegnungen und tolle Orte. Aber fairerweise muss man einfach sagen, dass es natürlich Länder gibt, die uns mehr oder weniger begeistert haben.
Unsere liebsten drei Weltreiseländer sind: Nicaragua, Neuseeland und Vietnam. Nicaragua hat uns so gut gefallen, weil es sehr abenteuerlich, bunt und schön war. Die aktiven Vulkane haben uns gleichermaßen beeindruckt und beunruhigt, die quirlige Lebensart der „Nicas“ hat uns mitgerissen und die Kolonialbauten in Granada und León haben uns unfassbar gut gefallen. In Neuseeland haben wir uns am ehesten „angekommen gefühlt“ und wunderbare Wanderungen gemacht, allgemein sehr viel Zeit in der Natur verbracht. Die perfekte kleine Auszeit inmitten der Weltreise. Und Vietnam hat uns landschaftlich sehr gut gefallen, außerdem fanden wir die sichtbaren kulturellen Einflüsse der letzten Jahrhunderte spannend und das vietnamesische Essen ist das leckerste, das wir auf der ganzen Weltreise hatten.
In dem Weltreise-Blog zu 200 Tagen auf Weltreise haben wir auch eine Top 10 (bis Malaysia) aufgestellt und in einer Weltreise-Hitliste findest du weitere Highlights (& Lowlights).
Hättet ihr noch weiter reisen wollen?
Tatsächlich nicht, nein. Wir sind absolut fein damit, dass die Weltreise nun zu Ende ist und wir uns wieder in unseren Alltag stürzen können. Die Entscheidung zur Weltreise war bei uns auch keineswegs eine Flucht á la „Wir wollen kein nine-to-five-Leben mehr und uns nervt alles hier, wir hauen jetzt ab“. Wir hatten diesen Traum schon länger und haben uns nach einem tragischen Schicksalsschlag im Freundeskreis dazu entschieden, diesen Traum in die Tat umzusetzen, weil wir einfach nur ein Leben haben und wer weiß, wie lang es uns vergönnt ist, sich diesen Traum zu erfüllen.
Uns war allerdings von vornherein klar, dass die Weltreise (zeitlich und finanziell) begrenzt ist und wir vor Weihnachten zurück kommen wollen. Zugegebenermaßen habe ich einige Wochen vor der Heimreise ziemlich mit diesem Gedanken zu kämpfen gehabt, dass dieser einzigartige Lebensabschnitt bald enden wird. Diese Gedanken und Emotionen waren aber total wichtig, um jetzt an dem Punkt zu sein, an dem ich bin.
Und hoffentlich kommen in unserem Leben noch viele schöne und aufregende Reisen, wenngleich es keine Weltreise mehr sein muss. 🙂
10 Dinge aus dem Reisealltag, die wir nicht vermissen
Bevor du diese Auflistung liest, möchte ich noch einmal kurz darauf aufmerksam machen, dass ich all diese Dinge sehr zu schätzen weiß und sie zum Reisen einfach dazu gehören. Und nur, weil ich sie jetzt gerade nicht vermisse, heißt es nicht, dass ich nicht dankbar für diese Erfahrungen bin oder die Reise generell nicht toll fand. Das war sie nämlich, zu 100%!
- Reisetage: Alle 3-4 Tage wieder neu packen, stundenlang im Auto/Bus/Zug durchgeschüttelt werden, bei 33 Grad mit dem Rucksack auf dem Rücken die Unterkunft suchen. Das gehört dazu und hat uns über viele Monate hinweg kein bisschen gestört, aber besonders gegen Weltreise-Ende sehr angestrengt. Und zwar so sehr, dass unser "Nach-Hause-fliegen"-Verlangen immer größer wurde.
- Geld abheben: Mir ist gerade aufgefallen, dass ich in unseren mittlerweile zehn Tagen Zuhause kein einziges Mal Bargeld benötigt habe. In Mittelamerika und Südostasien ging ohne Bargeld gar nichts. Von dem Bezahlen des Essens über die Bezahlung der Hotelübernachtung bis hin zum Transport wird fast alles nur in bar gezahlt. Ständig neue Währungen und Wechselkurse sowie in Thailand exorbitant hohe Abhebungsgebühren vermissen wir auf keinen Fall.
- Aus dem Koffer leben: Anstrengend. 😀 Auch das hat uns sehr lange überhaupt nicht gestört und da spricht auch die Reisemüdigkeit aus mir. Aber ich bin so froh, wieder einen Kleiderschrank zu haben und nicht mehr ständig ein- und auspacken zu müssen. Ich weiß aber auch, dass ich viele Dinge Zuhause nicht zwingend zum Leben brauche und habe nochmal fleißig ausgemistet.
- Zu schwitzen: Während ich diesen Beitrag schreibe, sitze ich mit dickem Schal und Kuscheldecke auf der Couch und könnte nicht glücklicher über diesen Zustand sein! 😀 Wir haben in Asien bis auf wenige Ausnahmen durchgehend geschwitzt und von der Hitze habe ich oft Kopfschmerzen gehabt. Das vermisse ich so gar nicht, wenngleich mein Vitam-D-Haushalt sich über ein bisschen Sonne natürlich freuen würde... 😀
- Mich ausgelaugt fühlen: In den letzten Reisewochen hat mir das ständige Weiterreisen unglaublich viel Energie genommen. Ich war müde vom Reisen und wollte einfach wieder ankommen.
- Asiens Straßenchaos: Auch, wenn es immer ganz lustig anzusehen war, ist das Straßenchaos in Asien, natürlich besonders in Großstädten wie Hanoi oder Bangkok, auf Dauer anstrengend. Es ist laut und stickig und man hat permanent Angst, über den Haufen gefahren zu werden.
- Die tägliche Suche nach dem richtigen Restaurant/Essen: Als Tims Mama in Bangkok für drei Wochen zu uns gestoßen ist, hat sie erstaunt festgestellt, wie oft sich unsere Gespräche um die nächste Mahlzeit drehen. Und das nicht, weil wir sonderlich verfressen sind, sondern weil es einfach einer gewissen Tagesplanung bedarf, um ein anständiges Restaurant zu finden. Wenngleich ich das leckere (& günstige) Essen in Asien vermisse, die ganze Organisation drumherum fehlt mir aktuell nicht so.
- Von Family / Friends getrennt zu sein: Ohhh, das ist hart gewesen! Besonders der Abschied war natürlich schwer und die letzten zwei Monate vor Weltreise-Ende haben wir unsere Lieben zuhause unfassbar vermisst. Wieder mit ihnen vereint zu sein, löst auch ein "ich-will-hier-nie-wieder-weg"-Gefühl aus. 🙂 Ich bin mir sicher, dass das Fernweh irgendwann wieder kommt, aber momentan sind wir sehr happy, wieder mit unseren Lieblingsmenschen vereint zu sein.
- Flüge: Ich fliege tatsächlich nicht so gern, sehr untypisch für eine Weltreisende und Touristikerin, ich weiß. 😀 Aber von der ganzen Warterei, der stickigen Luft in den Flugzeugen und dem im-Flugzeug-sitzen habe ich erst einmal genug.
- Gedankenspiralen um's Heimkommen: So oft habe ich über unsere Ankunft nach Deutschland nachgedacht und mir Sorgen gemacht, dass wir uns nicht heimisch fühlen werden, sich alles verändert hat, wir der Reise nachtrauern werden etc. etc.... Um dann festzustellen: "Wir sind einfach nur glücklich, wieder hier zu sein. Unsere Lieben sind alle noch da und wir haben mit allen da angeknüpft, wo wir vor zehn Monaten aufgehört haben. Alles ist so, wie es sein soll."
Sollte jeder mal eine Weltreise machen?
Nein, absolut nicht, eine Weltreise ist nun wirklich kein Muss (und manchmal auch kein Kann). Wenn du das mal machen willst, go for it! Du hast nur ein Leben!
Aber ich denke nicht, dass eine Weltreise für alle das Richtige ist und dass man nur mit einer Weltreise glücklich werden kann. Ich kenne mich vielleicht ein bisschen besser, als vor der Weltreise und ich sehe auch einige Dinge mittlerweile etwas anders. Ein neuer Mensch, der immer in seiner Mitte wohnt und mit sich und der Welt ab jetzt für immer im Reinen ist, bin ich nicht. Ich werde auch nicht für den Rest meines Lebens glücklich durch die Gegend spazieren, weil ich eine Weltreise gemacht habe, so ist das Leben einfach nicht. Und das ist auch okay so!
Eine Weltreise ist nicht der heilige Gral zur Selbstverwirklichung, aber eine ganz ganz tolle Erfahrung. Wenn man da Lust drauf hat, sollte man es auf jeden Fall mal ausprobieren, es müssen ja nicht gleich zehn Monate sein. Aber eine Langzeitreise bringt natürlich Erkenntnisse und Eindrücke, die einem in einem zwei-/dreiwöchigen Urlaub verborgen bleiben.
Viel eher würde ich sagen: Arbeite für deine Träume. Für den einen ist es die Weltreise, für die andere ist es ein schickes Auto, für den nächsten ein Eigentumshaus oder die nächste Karrierestufe. Ich weiß, dass viele Dinge auf der Welt mehr oder weniger Zufall sind und wir nicht alles in der Hand haben. Aber wenn man jedes Jahr, jeden Monat, jeden Tag mit einer Vision aufsteht und sich nach dieser richtet, bin ich mir ziemlich sicher, dass man auf dem richtigen Weg ist, sich diesen Traum irgendwann erfüllen zu können.