Nach mittlerweile neun Wochen „down under“ ist es mal wieder Zeit für unseren Rückblick auf unsere Erfahrungen, die wir in Neuseeland und Australien gemacht haben. Was haben wir gelernt, über das Leben in den beiden Ländern und über uns selbst?
#1 Kiwis laufen barfuß
Und damit meine ich nicht den Kiwi Vogel, sondern die Einwohner Neuseelands. 🙂 Wir haben sehr oft beobachtet, dass sowohl Kinder, als auch Erwachsene draußen ohne Schuhe unterwegs sind. Selbst im Supermarkt und im Straßenverkehr sind und immer wieder Menschen barfuß entgegen gekommen, trotz Winterwetter! Die Kiwis sind ein naturverbundenes Volk, was sich auf den Einfluss der Māori Kultur zurückführen lässt. Diese sieht das barfuß laufen als eine Verbindung zur Natur, was ich absolut nachvollziehbar finde.
Ich habe es übrigens auch mal ausprobiert, als wir auf der Coromandel Halbinsel während einer Wanderung ohnehin durch einen Fluss laufen mussten. Nach der Durchquerung habe ich die Schuhe noch einige Meter ausgelassen und bin barfuß gelaufen. Tim meinte, dass die Bezeichnung „laufen“ sehr optimistisch wäre, ich sah wohl eher aus wie Rumpelstilzchen… 😉
#2 Neuseeland ist das weltweit erste Land, in dem Frauen wählen durften
Ein aktives Wahlrecht (Stimmabgabe) erhielten die Frauen bereits 1893, das passive Wahlrecht (also dass sie auch gewählt werden konnten) folgte 1919. Die erste Frau zog allerdings erst 1933 in das neuseeländische Parlament ein. In Deutschland erhielten Frauen das aktive und passive Wahlrecht 1918.
#3 Instant Kaffee
Hätte ich zuhause (zu Recht!) verteufelt und auch jetzt sehne ich mich nach unserer Kaffeemaschine zuhause, die die Bohnen frisch mahlt… 😉 In Neuseeland und Australien ist Instant Kaffee aber ganz normal und daher musste ich ihn einfach auch probieren (zumal ich sonst einen neunwöchigen Entzug hätte machen müssen). Er schmeckt gar nicht so schlecht, wie zunächst gedacht. Die in meinen Augen beste Marke in Neuseeland ist Jed’s Coffee co und die Sorte „strength 4“. Das Glas mit dem Kaffeepulver habe ich in Neuseeland gekauft und es hat fast bis nach Sydney gereicht. 😉
#4 Neuseeland ist Deutschland in einigen Dingen sehr ähnlich
Während unserer Weltreise ist Neuseeland, unser viertes Weltreise-Land, das Land, das unserem Zuhause am nächsten ist. Das Winterwetter ähnelt dem Frühling oder Herbst in Deutschland. Die Häuser und Wohnungen sind ähnlich eingerichtet, wie zuhause, wenngleich sie natürlich ihre landestypische Eigenheiten haben. Auch die Arbeitszeiten & -inhalte gleichen den Rhythmen in Deutschland: standardmäßig wird montags bis freitags zwischen 8 und 17 Uhr gearbeitet, auch Homeoffice ist seit Corona weiter verbreitet. Corona ist übrigens auch hier in den Gesprächen mit unseren Airbnb-Hosts immer wieder Thema gewesen, diese Zeit hat die Kiwis genau so geprägt, wie uns.
#5 Es gibt aber auch deutliche Unterschiede zwischen Neuseeland und Deutschland
Und die sind sehr wichtig: Wir hatten den Eindruck, dass die Menschen gelassener, fröhlicher sind. Ob es an der Supermarktkasse, im Restaurant oder an der Tankstelle ist, die Leute begrüßen dich mit einem freundlichen „Hey, how are you doin‘?“ oder einem netten “Hello, how‘s your day been so far?“ und ein Gespräch wird gerne mal mit „Cheers“ beendet. Das hat uns direkt gute Laune gemacht und wir haben uns diese Gewohnheit gerne angeeignet. 🙂
In einem Podcast haben wir gehört, welche Ursachen für diese positive Lebenshaltung und den Umgang mit der Natur zugrunde liegen und dass die Leute in Neuseeland mehr Selbstverantwortung für ihr Leben übernehmen. Wenn etwas im eigenen Leben nicht so gut läuft, wird also nicht direkt der Fehler bei anderen oder der Politik gesucht, sondern man schaut eher, wie man selber das Leben in positivere Bahnen lenken kann.
#6 Eigene Grenzen sind zum austesten da
Und dazu eignet sich dieses für uns besondere Jahr 2023, unser Weltreise-Jahr, ganz natürlich hervorragend gut. Mit diesem Punkt gehe ich auf unsere Skydive Erfahrung in Taupō ein. Wir sind mit unserem Tandemsprung aus rund 3,6 Kilometern Höhe wirklich über unsere Grenzen hinaus gegangen. Auch wenn für mich schon länger fest stand, dass ich den Sprung in Taupō machen will, war ich mächtig aufgeregt! Und besonders vor Tim ziehe ich meinen Hut: Er hat sich erst kurz vor Abflug dazu entschieden, den Sprung zu wagen und seine eigene Angst besiegt. Nach dem Sprung war er voller Adrenalin und unglaublich stolz, dass er diese Erfahrung mitgemacht hat. Wenn man sich nur traut, gibt das Leben einem wundervolle Belohnungen. Das lässt sich übrigens auch auf die Entscheidung zur Weltreise übertragen.
#7 Neuseeland ist die letzte größere Landmasse, die von Menschen besiedelt wurde
Die ersten Siedler kamen „erst“ vor ca. 1000 Jahren aus der Südsee nach Neuseeland und haben dem Land den Namen „Aotearoa“, das „Land der langen weißen Wolke“ gegeben. Durch diese späte Besiedelung hat sich über die Jahrmillionen im isolierten Neuseeland eine einzigartige Flora und Fauna entwickelt. Ohne Raubtiere sind einige Vögel, unter anderem der Nationalvogel „Kiwi“ und der von den ersten Siedlern ausgerottete „Moa“ flugunfähig geworden. Die Besiedelung hat das Leben der Tiere Neuseelands für immer verändert, da mit Menschen und neuen Tieren Herausforderungen kamen, auf die die Tierwelt nicht vorbereitet war. Noch heute kämpft Neuseeland mit diesen Folgen, um die einzigartige Natur Neuseelands zu bewahren.
#8 "Flashpacking" ist nichts für mich
Für Australien braucht man Zeit. Der Kontinent ist so riesig und vielseitig, dass man wahrscheinlich mühelos ein halbes Jahr reisen könnte, und immer noch nicht alles gesehen hat. Da wir aber sowohl zeitlich als auch finanziell begrenzt reisen, mussten wir uns für einen Teil des Landes entscheiden und sind die Ostküste von Cairns bis Sydney entlang gereist. Und obwohl dies nur ein vergleichsweise kleiner Abschnitt des Landes ist, haben wir innerhalb von vier Wochen immerhin gut 2.700 Kilometer zurück gelegt. Zum Vergleich: Von Köln bis nach Madrid sind es ca. 1.700 Kilometer und von Köln bis Athen ca. 2.600 Kilometer!
Um diese gewaltigen Distanzen innerhalb von vier Wochen zu bewältigen, waren häufige und lange Busfahrten mit den Greyhound Bussen nötig. Wir waren also selten länger als drei Nächte an einem Ort und sind daher in Australien zu sogenannten „Flashpackern“ geworden. Und das ist absolut nicht unsere bevorzugte Art, zu reisen. Wir nehmen uns gerne Zeit für Land und Leute, das ist in Australien leider etwas zu kurz gekommen. Dennoch möchten wir unsere Zeit in Australien nicht missen.
#9 Man sieht in Australien gar nicht jeden Tag eine riesige Spinne!
Um genau zu sein, habe ich in Australien nur vier Spinnen an einem Ort gesehen, und zwar hingen sie hinter einer Tankstelle in ihren Netzen herum und haben sich von dem Geschehen um sie herum nicht beeindrucken lassen. Und was habe ich für schlaflose Nächte gehabt und mich vor springenden Huntsman-Spinnen und riesigen Vogelspinnen gefürchtet. Alles umsonst! 😉 Also: Falls du wie ich Angst vor Spinnen hast: Mach’ dich nicht verrückt. Ja, es gibt große und giftige Spinnen in Australien. Aber auf eine zu treffen, ist wirklich sehr unwahrscheinlich.
In Sydney hat uns unsere Gastgeberin erzählt, die seit sieben (!) Jahren in Australien lebt, dass sie in dieser langen Zeit genau zwei Mal eine Spinne in der Wohnung hatte. Wie wahrscheinlich ist es also, dass man in wenigen Wochen eine solche Erfahrung macht? Genau. 😀 Aber nachher ist man ja immer schlauer…
#10 Winter nicht gleich Winter
Als wir unsere Weltreise geplant haben, stand schnell fest, dass wir Australien und Neuseeland im Juni/Juli, also im Winter auf der Südhalbkugel, bereisen werden. Natürlich habe ich es mir besonders in Neuseeland so ähnlich wie im deutschen Winter vorgestellt, schließlich kann Neuseeland teilweise wie Deutschland in die gemäßigte Zone eingeordnet werden. Allerdings ist besonders die Nordinsel in weiten Teilen auch von einem subtropischen Klima geprägt, was Neuseeland zu einem sehr angenehmen Winter verhilft. So haben wir erstaunlich viele angenehme Tage gehabt, an denen wir im T-Shirt in der Sonne sitzen konnten! Meinen vollständigen Beitrag zu Neuseelands Nordinsel im Winter findest du hier.
So – nun sind neun Wochen in Neuseeland/Australien und fünf Monate unserer Weltreise schon vorbei, unglaublich wie die Zeit rast. Wir haben schon so viel erlebt … und noch so viel vor uns! Wir sind sehr dankbar für all die Erlebnisse, Begegnungen und Orte, die wir in den letzten Monaten gesehen und kennengelernt haben. Diese Weltreise erweitert unser Bewusstsein und unsere Sicht auf die Dinge in einer Art und Weise, die ich mir nicht hätte vorstellen können. Und ich bin fest davon überzeugt, dass viele Erkenntnisse zu unserer Gegenwart erst durchsickern, wenn ein bisschen Zeit vergangen ist und wir im Nachhinein der Weltreise alles Revue passieren lassen.
Nun sitze ich bereits auf einer Couch auf der indonesischen Insel Karimunjawa! Weitere Blogbeiträge zu unserer Ankunft in Südostasien folgen bald.